Mehr als 20 in Gefangenschaft geratene ukrainische Soldaten und Angehörige der Armee sind in Russland vor Gericht gestellt worden. Die Soldaten gehörten dem Asow-Regiment an, einer Eliteeinheit des ukrainischen Militärs, die in der Hafenstadt Mariupol am Asowschen Meer gegen russische Truppen gekämpft hatte. Der Prozess gegen sie begann in Südrussland.
Im Falle einer Verurteilung drohen ihnen Haftstrafen zwischen 15 Jahren und lebenslänglich. Insgesamt 24 Personen wurden angeklagt. Zwei von ihnen waren im Rahmen eines Gefangenenaustauschs gegen russische Kriegsgefangene ausgetauscht worden. Unter den übrigen 22 Angeklagten sind acht Frauen, die Berichten zufolge als Köchinnen für das Asow-Regiment gearbeitet hatten. Die russischen Behörden haben das Bataillon als terroristische Vereinigung eingestuft. Den Angeklagten wird die Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung und die Teilnahme an einer Aktion zum Sturz der von Russland unterstützten Behörden in der Region Donezk vorgeworfen.
Russland hatte Mariupol im vergangenen Jahr nach einer dreimonatigen Schlacht eingenommen. Der größte Teil der Stadt wurde währenddessen in Schutt und Asche gelegt. Die letzten ukrainischen Verteidiger, die sich in einem riesigen Stahlwerk verschanzt hatten, ergaben sich im Mai 2022.
Aktuelle Entwicklungen im Liveticker:00:51 Uhr – Tass: Chef der Atomenergiebehörde inspiziert AKW Saporischja
Russland rechnet mit einem Besuch des Chefs der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, im von Russland besetzten Atomkraftwerk Saporischschja noch am Donnerstag. „Wir können mit großer Sicherheit sagen, dass die IAEA-Delegation unter der Leitung von Grossi noch am Donnerstag stattfinden wird“, sagte ein Vertreter des russischen Betreibers Rosenergoatom der Nachrichtenagentur Tass. Grossi hatte aus Sicherheitsgründen die Inspektion um einen Tag wegen der schweren Kämpfe in der Südukraine verschoben.
23:39 Uhr – Selenskyj fordert erneut Nato-Beitritt
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs einmal mehr einen zügigen Nato-Beitritt seines Landes gefordert. Er habe mit Polens Präsident Andrzej Duda eine gemeinsame Linie für den Nato-Gipfel in Vilnius im Juli besprochen, sagte er am Mittwochabend in seiner täglichen Videoansprache. „Dies ist genau der Moment, in dem die russischen Annahmen, dass jemand in der Nato immer noch Angst vor Russland hat, völlig zunichtegemacht werden sollten“, sagte er.
Ängste und falsche Rücksichtnahme gegenüber Moskau befeuerten „die aggressiven Ambitionen Russlands“, sagte Selenskyj. Die Ukraine habe jedoch gezeigt, wie diese Aggression zu neutralisieren sei. Sein Land trage damit auch zur Stärkung der Nato bei.
22:36 Uhr – Lawrow droht mit endgültigem Aus für Getreideabkommen im Juli
Russland wird laut Außenminister Sergej Lawrow das von der Türkei und den UN vermittelte Getreideabkommen mit der Ukraine nur bei einer Umsetzung der für Moskau wichtigen Punkte verlängern. „Wenn das Paket von Istanbul nicht bis zum 17. Juli, wie vom UN-Generalsekretär initiiert, umgesetzt wird, dann kann von einer weiteren Verlängerung keine Rede sein“, sagte der russische Chefdiplomat am Mittwoch der Nachrichtenagentur Interfax zufolge auf einer Sitzung der Schwarzmeeranrainerstaaten. Das Getreideabkommen läuft am 18. Juli aus.
19:41 Uhr – Ukraine meldet kleinere Geländegewinne – Kämpfe „extrem heftig“
Die Ukraine hat am Mittwoch kleinere Geländegewinne im Rahmen ihrer Gegenoffensive gemeldet. Die Kämpfe seien „extrem heftig“, erklärte Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maliar auf Telegram. Die ukrainische Soldaten hätten im Laufe des Tages bis zu 500 Meter in den Gebieten nahe der zerstörten Stadt Bachmut im Osten zurückerobert.
Im Süden in Richtung der Stadt Saporischschja seien es um die 300 Meter. Sie beklagte eine Luftüberlegenheit der russischen Truppen. Die Angaben konnten von unabhängiger Seite nicht überprüft werden, eine russische Stellungnahme lag nicht vor. Zuvor hatte auch die Nato von ukrainischen Geländegewinnen berichtet.
19:30 Uhr – Rotes Kreuz besucht Kriegsgefangene in der Ukraine und Russland
Vertreter des Roten Kreuzes haben 1500 Kriegsgefangene in Russland und der Ukraine besucht. Wie das Internationale Komitee des Roten Kreuzes (IKRK) am Mittwoch mitteilte, wurden bei den Besuchen in den vergangenen Wochen Nachrichten von engen Angehörigen überbracht. Zudem seien Nachrichten der Kriegsgefangenen an die Familien übermittelt worden.
Ein ukrainischer Kriegsgefangener in Russland habe seinem Sohn zum Geburtstag gratulieren können, nachdem dieser ihn seit neun Monaten nicht gesehen habe, sagte die IKRK-Regionaldirektorin für Europa und Zentralasien, Ariane Bauer. „Nun weiß der kleine Junge, dass sein Vater am Leben ist“.
Die Besuche der Kriegsgefangenen seien auch wichtig, um die Haftbedingungen zu überprüfen, Unterstützung anzubieten und persönliche Gegenstände wie Bücher und Hygieneartikel zu übergeben, sagte Bauer weiter. Für die Kriegsgefangenen und ihre Familien sei die Bedeutung unermesslich.