von Christian Grosse
Am 22. Februar 2023 fand in der Botschaft der Republik Kasachstan in Berlin der „Kasachisch-Deutsche Runde Tisch“ statt. Eingeladen dazu hatten der Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft und die Botschaft der Republik Kasachstan. Auch der Liberale Mittelstand-Verband Berlin war vertreten.
Der kasachische Botschafter Nurlan Onschanow verwies in seiner Eröffnungsrede auf die bereits lange und intensive Zusammenarbeit der Maschinenbauindustrie zwischen Deutschland und Kasachstan. Allein in den letzten 9 Jahren habe sich das Gesamtvolumen des Maschinenbauexports verneunfacht, von 600 Millionen auf 6,4. Milliarden US-Dollar.
Für die deutsche mittelständische Wirtschaft optimale Ausgangsbedingungen. Insbesondere im Maschinenbausektor will sie neue Ankerpunkte setzen und den Handel intensivieren. Kasachstan schafft dafür Investitionsanreize. Mit Präsident Qassim-Schomart Tokajew wurden kürzlich Regierungs-Arbeitsgruppen in Kooperation mit deutschen Unternehmen gegründet. Parallel dazu wurden in Kooperation mit dem AIFC (Astana International Financial Center) umfassende Pakete von steuerlichen und finanziellen Anreizen zur Investition in Kasachstan geschaffen. Die kasachische Regierung legt großen Wert auf die gegenseitige und vorteilhafte Zusammenarbeit mit Deutschland.
Landwirtschaft bietet großes Potential
Ein einflussreicher Akteur im Maschinenbausektor sind die Landmaschinenhersteller. Catrina Claas-Mühlhäuser, Vorsitzende des Gesellschafterausschuss der Claas-Gruppe, hielt beim Runden Tisch einen Impulsvortrag zur aktuellen Situation des Maschinenbaus in Kasachstan, insbesondere in der Landwirtschaft. Die die Claas Gruppe hat in Kasachstan mehr als 2000 Mähdrescher und 1250 Traktoren im Einsatz. Tendenz steigend.
Claas-Mühlhäuser wies darauf hin, dass die Zusammenarbeit im Agrarsektor zwischen Deutschland und Kasachstan bereits seit 1990 auf gutem Wege sei. Kasachstan wird als verlässlicher Partner wahrgenommen. So, dass ein mittelständisches Familienunternehmen wie die Claas Gruppe langfristige Kooperationen eingeht. Die wirtschaftlichen und strukturellen Rahmenbedingungen in Kasachstan seien vorbildlich, die Qualifikation der Mitarbeiter vor Ort ausgezeichnet. Die Digitalisierung im Agrarsektor schreitet auch hier voran, was sich in der Entwicklung der Landwirtschaftsmaschinen zeigt. Moderne und effiziente Landmaschinen steigern den Ernteertrag, und die Nutzfläche ist riesig: 22 Millionen Hektar, davon werden 70% für die Getreideproduktion genutzt. Kasachstan ist der weltweit größte Exporteur von Backweizen.
Gute Voraussetzungen für industrielle Diversifizierung
Michael Harms, Geschäftsführer des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft, verwies bei dem Treffen darauf, dass Kasachstan auf einem guten Weg sei, die Reformen im Lande weiter voranzubringen. Der Präsident verfolge eine kluge und gute Außenpolitik. Die folgenden drei Themen sollen zukünftig in Kasachstan eine wichtige Rolle spielen: Energie und grüne Transformation, Rohstoffe sowie Logistik und Infrastruktur. Der deutsche Maschinenbau ist in allen Bereichen sehr gut vertreten. Harms verwies auf die Leuchtturm- und Pilotprojekte, die bereits in Kasachstan umgesetzt wurden. Politisch wie wirtschaftlich spielt Kasachstan auch für die EU eine wichtige Rolle und wird bei den Reformen unterstützt.
Duales Ausbildungssystem als Vorbild
Der Präsident des Verbandes der Maschinenbauer Kasachstans, Meiram Pschembajew, lobte die gute Zusammenarbeit der Wirtschaftsverbände VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau) und VDA (Verband der Automobilindustrie). Er verwies auf die Führungsrolle der mittelständischen deutschen Maschinenbauindustrie in der Welt. Deutschland habe die Technik und das Know-How. Kasachstan hat die entsprechenden Rohstoffe im Bereich Erdgas, Erdöl und Bergbau. Das Ziel müsse es sein, weitere Anstrengungen zu unternehmen, um gemeinsame Ergebnisse zu erzielen.
Hervorgehoben wurden in diesem Zusammenhang unter anderem die Unternehmen Siemens, die Claas Gruppe oder Schneider Elektronik. Präsident Tokajew entwarf 2019 eine 5-Jahres-Roadmap zur Unterstützung und Förderung der Maschinenbauindustrie. Diese wurde bereits 2022 erfüllt. Am 29.12.2022 erfolgte ein neuer Auftrag, ein entsprechendes staatliches Programm zu entwickeln, dass bis zum 15. März 2023 abgeschlossen sein soll. Das Ziel ist es, die Aktivitäten im Maschinenbausektor um 100% zu steigern. Parallel dazu soll der Import reduziert und gleichzeitig der Binnenmarkt versorgt werden. Damit verbunden soll auch der Export von Maschinenbauprodukten aus Kasachstan um 25% gesteigert werden.
Ein weiteres Ziel des Programms ist es, junge Menschen auszubilden. Dabei wurde das in Deutschland entwickelte duale Ausbildungssystem besonders hervorgehoben: 30% Theorie, 70% praktische Arbeit an der Werkbank. Pro Jahr sollen in Kasachstan zwischen 25.000 und 30.000 junge Menschen jährlich im Maschinenbausektor eingestellt werden.
Wirtschaft und die Grüne Transformation
Als Fazit der vier Reden bleibt festzuhalten, dass in der deutschen mittelständischen Maschinenbauindustrie viel Potential vorhanden ist, welches in Kasachstan mit Projekten und diversen Förderungsmöglichkeiten gehoben werden kann. Die Felder des Maschinenbaus sind sehr vielfältig und umfangreich. Eine Intensivierung der Kooperationen von langfristigen Projekten, für die eine gute Basis geschaffen wurde, haben daher gute Aussichten auf Erfolg. Sei es im Bereich der Landwirtschaft, des Bergbaus, der Erdöl- und Gasförderung – der Kraftwerkindustrie oder auch der Eisenbahnindustrie.
Auch die Rolle der grünen Transformation in den einzelnen Bereichen der Wirtschaft wurde ausgiebig diskutiert. Darunter auch, wie sich diese Thematik im Bereich von Finanzierungspaketen und Finanzierungen insgesamt auswirkt. Die Experten waren: Angela Mans (VDA), Dr. Nils Roitsch (Claas Global Sales GmbH), Zhanar Ibasheva (stv. Vorsitende des Fonds für industrielle Entwicklung der Republik Kasachstans), Dr. Mathias Klein (EMAG Gruppe), Sascha Händler (Textima Export Import), Nurlan Baibazarov (Vorstandsvorsitzender der Entwicklungsbank von Kasachstan). Moderiert wurde die Veranstaltung von: Eduard Kinsbrunner (Regionaldirektor Zentralasien, Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft).