Der Elysée-Vertrag vom 22. Januar 1963 gilt als ein Meilenstein in den Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich. Durch seine Unterzeichnung wurde nicht nur die Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern geregelt; er begründete auch die Aussöhnung und Freundschaft zwischen den einstigen „Erbfeinden“, die zuvor zwei Jahrhunderte um Einfluss und Macht auf dem europäischen Kontinent rangen.
Seitdem findet zwischen den Nachbarn ein reger Austausch auf kultureller und zivilgesellschaftlicher Ebene statt, der sich unter anderem in Schüleraustauschen und dem Erlernen der gegenseitigen Sprache niederschlägt. Auch in Kasachstan gibt es heute Schulen, in denen Deutsch oder Französisch als Fremdsprache unterrichtet wird – oder beides.
„Wir sprechen gerne die Sprache des Nachbarn“
Die Generalkonsulate Deutschlands und Frankreichs in Almaty brachte das auf die Idee, eine gemeinsame Feier mit Schülerinnen und Schülern aus der Stadt zu veranstalten, um so das 60-jährige Jubiläum der Unterzeichnung des Elysée-Vertrags in diesem Jahr gebührend zu würdigen. Am Donnerstag luden sie daher Jugendliche aus dem 25., 27. und 120. Gymnasium in Almaty zum „Deutsch-Französischen Tag“ in die Räumlichkeiten des Goethe-Instituts Kasachstan ein.
Dessen stellvertretender Institutsleiter Marek Gryglewicz begrüßte die Gäste mit einem gedanklichen Exkurs in seine Heimatstadt Freiburg, die nah an der französischen Grenze gelegen ist und dadurch stark vom interkulturellen Austausch geprägt ist. „Wir haben viel von der Lebensart unserer Nachbarn im Westen angenommen“, so Gryglewicz in seinem Grußwort. „Wir trinken gerne Wein, wir sind gerne draußen, und wir sprechen auch gerne die Sprache des Nachbarn.“
In 60 Jahren 320.000 Austauschprogramme verwirklicht
Die Generalkonsule Deutschlands und Frankreichs in Almaty, Mario-Ingo Soos und Fabrice Neveu, griffen dies auf und trugen in kurzen Reden ihre eigenen Gedanken zu dem historischen Ereignis und seinen Auswirkungen auf die Gegenwart vor – jeder in der Sprache seines Landes. Der Vertrag habe nicht nur darauf abgezielt, die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich auf politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene zu festigen. „Er trägt auch das Bestreben in sich, die deutsch-französische Aussöhnung in der Mitte der Gesellschaft zu verankern – insbesondere durch die Stärkung der Kenntnisse und Verbindungen zwischen jüngeren Menschen.“
In diesem Zusammenhang erwähnten sie das Deutsch-Französische Jugendwerk, das den Austausch und das Erlernen der Sprache des jeweils anderen Landes fördert. Seit 1963 habe dieses fast neun Millionen jungen Deutschen und Franzosen die Teilnahme an 320.000 Austauschprogrammen ermöglicht. Darüber hinaus werde die Freundschaft zwischen Deutschland und Frankreich „durch die Unterzeichnung von mehr als 2.200 Städtepartnerschaften und sehr zahlreichen Initiativen der Zivilgesellschaft untermauert und mit Leben gefüllt – bis heute“.
Im Rahmen eines Quiz‘, bei dem zunächst Eigenarten der Kultur und Lebensweise von Deutschen und Franzosen erläutert wurden, konnten die jungen Leute schließlich ihr Wissen über beide Länder testen und erweitern.