Scharfschützengewehre und Munition aus der EU und den USA gelangen trotz Sanktionen nach Russland

Trotz der gegen Russland verhängten Sanktionen, die Waffenlieferungen einschränken sollen, erhalten russische Scharfschützen weiterhin westliche Gewehre und Munition.

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Trotz der gegen Russland verhängten Sanktionen, die Waffenlieferungen einschränken sollen, erhalten russische Scharfschützen weiterhin westliche Gewehre und Munition.

Obwohl die offiziellen Exporte aus der EU, den USA und der Türkei eingestellt wurden, gelangen Waffen und Munition über Drittländer wie Armenien, Georgien, Kasachstan, Kirgisistan und Usbekistan nach Russland. Dies wurde in einer Untersuchung von *The Insider* aufgedeckt, die die Verbindungen westlicher Unternehmen zu russischen Importeuren aufzeigt. Darüber berichtet *GuildHall* unter Berufung auf *The Insider*.

Bei einem Scharfschützenwettbewerb im September 2024 auf der Krim, einem von Russland besetzten Gebiet, nutzten russische Schützen überwiegend westliche Waffen – trotz eines seit einem Jahrzehnt bestehenden Embargos. Zu den am häufigsten verwendeten Gewehren zählten amerikanische *Desert Tech SRS*, britische *Accuracy International AXSR* und österreichische *Steyr Mannlicher SSG*. Auf einer Distanz von 1600 Metern wurden diese Gewehre von sieben der 36 Teilnehmer verwendet, und auf einer Distanz von 3200 Metern griffen acht von 28 Schützen auf sie zurück. Russische Scharfschützen bevorzugten in 24 von 28 Fällen westliche Munition wie *Hornady* und *Berger*.

*The Insider* identifizierte zudem eine Schlüsselfigur in der Lieferkette: Sergej Kiritschenko, ein Moskauer, der russische Scharfschützenteams aktiv mit westlichen Waffen beliefert, darunter amerikanische Gewehre von *Proof Research*. Kiritschenko, der seit 2018 im Bereich Scharfschützen tätig ist, verkauft diese Waffen über verschiedene Kanäle und erzielt dabei hohe Gewinnspannen. Ein Beispiel: Ein *Proof Research MDT*-Gewehr, das in den USA zwischen 2900 und 3200 Dollar kostet, wird in Russland für 17.000 Dollar verkauft.

Nach dem EU-Embargo von 2014, das Waffenlieferungen nach Russland verbietet, blieben jedoch zwei bedeutende Schlupflöcher bestehen. Eines davon war der Export von Waffen in Länder der Eurasischen Zollunion wie Kasachstan und Kirgisistan, die keine Einschränkungen für Lieferungen nach Russland haben. Importdokumente aus diesen Ländern gelten auch für Russland. Dieser Kanal wird aktiv genutzt, um die Sanktionen zu umgehen.

Der Anstieg der Waffen- und Munitionslieferungen in die GUS-Staaten ist bemerkenswert: Der Export von Gewehren und Schrotflinten nach Armenien, Georgien, Kasachstan und Kirgisistan hat sich in den letzten drei Jahren mehr als verdoppelt.

So stiegen beispielsweise die Exporte von Gewehren aus Italien nach Armenien von 68 Stück im Jahr 2019 auf 1862 Stück im Jahr 2023. In Kirgisistan gab es einen sprunghaften Anstieg der Importe von 882 Stück im Jahr 2022 auf 4434 Stück im Jahr 2023.

Nicht nur Schmuggler, sondern auch offizielle Händler arbeiten weiterhin mit russischen Importeuren zusammen. Einer der größten europäischen Waffenhersteller, die luxemburgische *Beretta*-Holding, hat ihre Tätigkeit in Russland trotz Sanktionen nicht eingestellt. Das Joint Venture mit der russischen Firma *Russki Orel* liefert weiterhin Waffen, darunter Karabiner und Munition.

Zudem exportiert das amerikanische Unternehmen *ABF* aus Colorado Waffen nach Kasachstan, von wo aus diese nach Russland gelangen.

Zwischen 2022 und 2023 exportierte *ABF* Gewehre von Marken wie *Accuracy International* und *Desert Tech* nach Kasachstan. Diese Waffen werden dann über Distributoren nach Russland weitergeleitet – trotz aller Einschränkungen.

**Empfehlungen:**
1. **Strengere Exportkontrollen:** EU und USA sollten den Waffenexport in Drittstaaten genauer überwachen und Sanktionen für Umgehungsrouten verschärfen.
2. **Internationale Zusammenarbeit:** Eine enge Zusammenarbeit mit den GUS-Staaten könnte helfen, Schlupflöcher im Waffenhandel zu schließen.
3. **Transparenz und Sanktionen:** Unternehmen, die in Russland weiterhin tätig sind, sollten öffentlich benannt und mit finanziellen Konsequenzen belegt werden.
4. **Verbraucheraufklärung:** Westliche Bürger könnten durch Kampagnen über die Rolle ihrer Unternehmen in Konflikten informiert werden, um Druck auf die Industrie auszuüben.

Trotz internationaler Bemühungen zeigt dieser Fall, wie kreativ Sanktionen umgangen werden können, was die Notwendigkeit einer konsequenteren und koordinierten Politik unterstreicht.

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