Was wird sich in der Haltung der USA gegenüber Zentralasien mit der Rückkehr von Donald Trump ändern?

Die Rückkehr von Donald Trump an die Macht in den USA wird mit tiefgreifenden Veränderungen auf globaler Ebene in Verbindung gebracht – zumindest hat er dies während seines Wahlkampfes versprochen. Zentralasien war jedoch nicht Teil seiner Agenda, weshalb regionale Medien und Experten versuchen, die möglichen Auswirkungen selbstständig zu analysieren.

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Ein häufig wiederholtes Argument ist, dass Trump unberechenbar sei und jederzeit seine Politik ändern könne, was Vorhersagen erschwert. Zudem wird betont, dass Zentralasien nicht im Fokus der USA stehe. Das bisherige Interesse war hauptsächlich durch die NATO-Truppenpräsenz in Afghanistan und die Nutzung zentralasiatischer Länder als Militärbasen begründet.

Mit dem Abzug der Truppen aus Afghanistan ist auch das Interesse an der Region zurückgegangen. Dennoch wird die Politik gegenüber Russland und China, von denen Zentralasien stark abhängt, indirekten Einfluss auf die Region haben.

Trump äußerte, er könne sich mit Wladimir Putin über ein Ende des Krieges einigen, plane jedoch gleichzeitig, einen Handelskrieg mit China zu eröffnen und Handelsbeschränkungen einzuführen.

Mögliche Veränderungen unter Trump Der kasachische Experte Nurlan Munbaev, Mitglied der New Yorker Akademie der Wissenschaften, erklärte in einem Interview, dass die USA ihre Verbindungen zur Region minimal halten und sie als „Puffer zwischen Russland und China“ nutzen könnten. Dabei könnten die Beziehungen zu Kasachstan und Usbekistan gestärkt werden.

„Die USA könnten in die Infrastruktur Zentralasiens investieren, alternative Transportwege für Waren und Energie schaffen, die Entwicklung des Privatsektors fördern und Hilfe im Kampf gegen Terrorismus und Extremismus anbieten, um den Einfluss Russlands als Sicherheitsgarant zu verringern“, so Munbaev. Allerdings würde die Region unter einer verschärften Handelspolitik gegen China leiden, da ihre Wirtschaft eng mit China verflochten ist. Gleiches gilt für mögliche zusätzliche Sanktionen gegen Russland, die ebenfalls die Wirtschaft Zentralasiens treffen würden.

Sicherheitsbedenken und geopolitische Herausforderungen Usbekische Experten sind der Meinung, dass eine härtere Haltung der USA gegenüber Russland – was angesichts von Trumps „unkonventionellen Ansätzen“ durchaus möglich ist – den Ländern Zentralasiens mehr Sicherheit bieten könnte.

Die Beziehungen zu China könnten jedoch ein neues geopolitisches Spannungsfeld schaffen. „Mit der Rückkehr Trumps werden sich Usbekistan und seine Nachbarn möglicherweise in einer komplexen internationalen Lage wiederfinden, die durch die verschärfte Konkurrenz zwischen den USA und China sowie eine Neupriorisierung der US-Politik in Afghanistan geprägt ist“, so das usbekische Medium Kun.uz. Diese Entwicklungen könnten sowohl Herausforderungen als auch Chancen für die Region darstellen.

Investitionen: begrenzt, aber möglich Der tadschikische Politologe Muhammad Shamsuddinov meint, dass die USA nach dem Ende ihrer Militärmission in Afghanistan im Jahr 2021 ihren Fokus von militärischer Präsenz hin zu „Soft Power“ verlagert hätten – durch Medienarbeit, NGOs und Investitionen. Sicherheitsfragen würden nicht völlig aufgegeben, aber der Schwerpunkt liege auf wirtschaftlichen und medialen Aktivitäten, um den Einfluss von China und Russland einzudämmen.

Shamsuddinov glaubt jedoch, dass Tadschikistan für direkte Investitionen amerikanischer Unternehmen unattraktiv bleibt und hauptsächlich von Zuschüssen profitieren wird. Zudem sei Trump weniger an der Förderung demokratischer Werte interessiert als ein demokratischer Präsident.

Andere Experten stimmen zu, dass die Menschenrechtssituation sich verschlechtern könnte, insbesondere aufgrund des Machtkampfes zwischen Russland und China. Sollte Russland den Ukraine-Konflikt zu seinen Gunsten beenden, könnte der Druck auf Zentralasien zunehmen, während China sich verstärkt auf Taiwan konzentrieren würde.

Langfristige Perspektiven Nach Ansicht der Experten sind in den nächsten sechs Monaten keine drastischen Änderungen zu erwarten, da Entscheidungsprozesse in den USA Zeit in Anspruch nehmen. Auch wenn Trump bedeutende Änderungen vorschlägt, müssten diese durch den Kongress gehen, was Zeit und Verhandlungen erfordert.

Außerdem bezweifeln viele, dass eine Einigung zugunsten Russlands erzielt wird, da die Positionen zu unterschiedlich sind und die internationale Gemeinschaft kaum Sanktionen gegen Russland aufheben wird.

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