Usbekistans Vorstoß zur Kernenergie wirft ökologische und technische Bedenken auf

Um künftigen Wasserknappheiten entgegenzuwirken und seine Energiesicherheit zu stärken, führt Usbekistan derzeit Gespräche mit dem Staatskonzern Rosatom, um die Möglichkeit der Einführung der Trockenkühlturmtechnologie beim Bau eines Kernkraftwerks auf seinem Territorium zu prüfen.

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Polina Lyon, Direktorin der Abteilung für nachhaltige Entwicklung von Rosatom, betonte die Dringlichkeit des Problems der Wasserknappheit in Usbekistan und prognostizierte potenzielle Probleme bis 2050. Die Einführung der „Trockenkühlturm“-Technologie stellt einen praktikablen Workaround zur Reduzierung des Wasserverbrauchs dar und bietet eine komplexe, aber technisch fortschrittliche Lösung zur Bewältigung künftiger Wasserressourcenprobleme in Usbekistan.

Zu den ehrgeizigen Plänen von Rosatom gehört der Bau eines Kernkraftwerks in Usbekistan, bestehend aus zwei Kraftwerksblöcken mit WWER-1200-Reaktoreinheiten. Alexey Likhachev, Direktor von Rosatom, bestätigte, dass die Verhandlungen mit Usbekistan in der Endphase angelangt seien, was die bevorstehende Umsetzung dieser strategischen Partnerschaft signalisiere.

Angesichts der Herausforderungen der Energiediversifizierung hat das usbekische Energieministerium ehrgeizige Ziele im Bereich der Kernenergie formuliert, die darauf abzielen, bis 2030 15 bis 18 Prozent des Strombedarfs des Landes zu decken. Die Wahl des Standorts in der Nähe des Tuzkan-Sees, in unmittelbarer Nähe der Grenze zu Kasachstan, spiegelt strategische Überlegungen zur Infrastrukturentwicklung und regionalen Energieintegration wider.

Unterdessen steht Rosatom im benachbarten Kasachstan weiterhin auf der engeren Auswahlliste der Unternehmen, die sich um den Bau eines Kernkraftwerks am Ufer des Balchaschsees bewerben. Das Bekenntnis der Regierung zu demokratischen Entscheidungsprozessen ist jedoch klar, da Vorschläge für Kernkraftwerke erst nach Zustimmung der Bevölkerung in einem nationalen Referendum berücksichtigt werden – was Kasachstans Engagement für transparente Regierungsführung und öffentliche Beteiligung an strategischen Energieinitiativen bekräftigt.

Allerdings hat Usbekistans Vorstoß zur Kernenergie heftige Debatten in der Öffentlichkeit und bei Umweltaktivisten ausgelöst, insbesondere über die Umweltsicherheit und die Erdbebensicherheit des Projekts. Bedenken hinsichtlich der Wahl Russlands als Baupartner schüren die Skepsis und Prüfung des geplanten Atomkraftwerks in der Region Jizzakh weiter.

Dmitry Kalmykov, Ökologe und Direktor des öffentlichen Vereins Karaganda Eco-Museum, kritisierte die Initiative scharf und verwies auf die katastrophalen Folgen von Atomkatastrophen wie Tschernobyl und Fukushima als schmerzhafte Erinnerung an die inhärenten Risiken der Atomkraft.

Kalmykovs Bedenken werden durch die historischen Beschwerden Kasachstans über Atomwaffentests auf seinem Territorium verstärkt, die zur tief verwurzelten Abneigung der Bevölkerung gegen Atomtechnologie beitragen. Das Gespenst vergangener Traumata ist allgegenwärtig und lässt Zweifel an der Machbarkeit und Sicherheit der Einführung der Kernenergie in der Region aufkommen. Trotz konzertierter Bemühungen russischer Nuklearwissenschaftler, das Projekt in Usbekistan voranzutreiben, argumentiert Kalmykov, dass die Narben der Geschichte seine Einführung in Kasachstan verhindern.

Das Espoo-Übereinkommen, ein Eckpfeiler des internationalen Umweltrechts, betont die Notwendigkeit einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit bei der Bewertung der Umweltauswirkungen potenziell gefährlicher Projekte. In diesem Rahmen ist Usbekistan verpflichtet, die Nachbarstaaten, einschließlich Kasachstan, über seine nuklearen Ambitionen zu informieren und deren Beitrag zum Bewertungsprozess einzuholen. Laut Samal Ibraeva vom kasachischen Ministerium für Ökologie, Geologie und natürliche Ressourcen gab es jedoch keine offizielle Mitteilung aus Usbekistan – ein eklatantes Versäumnis, das Bedenken hinsichtlich Transparenz und Rechenschaftspflicht aufkommen lässt.

Als Reaktion auf die wachsende öffentliche Besorgnis hat die Online-Bewegung Uzbeks Against Nuclear Power Plants ihren Widerstand gegen das Atomkraftwerksprojekt verstärkt und durch Petitionen und Social-Media-Kampagnen Unterstützung mobilisiert. In der Petition, die an Präsident Shavkat Mirziyoyev und andere wichtige Interessengruppen gerichtet ist, werden eine Reihe von Bedenken dargelegt, die von der Anfälligkeit des Kraftwerks für Terroranschläge bis hin zu seismischen Risiken reichen, die von der gewählten Baustelle ausgehen. Darüber hinaus befürwortet die Petition alternative Energielösungen wie die Kohlenwasserstoffgewinnung, Kleinwasserkraft und grüne Energietechnologien als praktikable Alternativen zur Kernenergie.

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) teilte diese Bedenken und forderte Usbekistan auf, eine umfassende Umweltprüfung durchzuführen. Dabei betonte sie die Notwendigkeit, die potenziellen Risiken für das fragile Ökosystem rund um den Tuzkan-See, einer Oase von ökologischer Bedeutung, sorgfältig zu prüfen. Das Eingreifen der IAEO unterstreicht die Ernsthaftigkeit von Umweltaspekten bei der Entwicklung der Kernenergie und ruft zu Vorsicht und Umsicht bei der Bestimmung des komplexen Zusammenhangs zwischen Energieentwicklung und Umweltschutz auf.

Da Usbekistan zunehmendem Widerstand und behördlicher Kontrolle ausgesetzt ist, steht das Schicksal eines geplanten Atomkraftwerks auf dem Spiel. Vor dem Hintergrund von Umweltbedenken, geopolitischer Sensibilität und öffentlicher Meinungsverschiedenheit spiegelt das Kernkraftwerksprojekt das komplexe Zusammenspiel von Energiepolitik, Umweltschutz und öffentlichem Engagement wider – eine Reihe von Interessen, die die Energiezukunft Usbekistans in den kommenden Jahren prägen werden.

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