Am 7. Februar haben kasachstanische Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen die Ergebnisse einer Untersuchung des Robbensterbens im Kaspischen Meer veröffentlicht. Ende 2022 waren hunderte von Robbenkadavern an die Ufer des größten Sees der Erde gespült worden.
Im November und Dezember 2022 wurden in Kasachstan in der Gegend zwischen Bautino und Fort Shevchenko rund 170 Robbenkadaver gefunden, was die Behörden sehr beunruhigte. Einen Monat später wurden laut RBC an der Küste der russischen Teilrepublik Dagestan innerhalb weniger Tage mehr als 1.700 tote Kaspische Robben entdeckt. Gleichzeitig seien Hunderte weitere auf der turkmenischen Insel Gyzylsuw gefunden worden, berichtete Radio Azatlyq, der turkmenische Dienst von Radio Free Europe.
Fotos von leblosen Robben machten in Medien und sozialen Netzwerken Kasachstans die Runde und sorgten vor Ort für Unruhe. Bereits im vergangenen April hatte der Tod von Dutzenden Robben die kasachstanische Gesellschaft beunruhigt, berichtet Astana Times. Zuvor war es Ende 2020 zu einem massenhaften Robbensterben gekommen. Das Thema wurde auch im Juli auf dem sechsten Kaspischen-Meer-Gipfel in Aschgabat diskutiert.
Verschiedene Spuren
Laut Forbes.kz wurden mehrere Spuren verfolgt, darunter die Verschmutzung durch Raketentreibstoffe, die aus Russland in Richtung Ukraine abgeschossen worden und ins Meer gefallen seien. Diese Theorie wurde aber verworfen.
Wie die Nachrichtenagentur Kazinform berichtete, seinen Fälle akuter Lungenentzündung ursächlich für das Sterben, die durch Gasverschmutzung des Kaspischen Beckens hervorgerufen seien und das Immunsystem der Robben geschwächt hätten.
Laut Swetlana Radionowa, Direktorin des russischen Föderalen Überwachungsdienstes für natürliche Ressourcen Rosprirodnadzor, weisen die Gewebe der Robben Veränderungen auf, die durch Sauerstoffmangel verursacht wurden. Als Hauptursache dafür betrachteten Wissenschaftler:innen daher Erstickungserscheinungen durch die Freisetzung von Erdgas ins Meer, erklärt Kavkaz Reali, der tschetschenische Dienst von Radio Free Europe. Die turkmenischen Behörden haben sich wie üblich nicht zu diesem Phänomen geäußert.
Eine bedrohte Art
Seit 2008 sind Kaspische Robben auf der Roten Liste der International Union for Conservation of Nature (IUCN) als gefährdet aufgeführt. Derzeit beträgt die Gesamtpopulation der Robben im Kaspischen Meer etwa 400.000 Exemplare. Das Tier ist seit 2020 auf Kasachstans Roter Liste seltener oder gefährdeter Arten aufgeführt. Laut Radio Azatlyk steht es auch auf den Roten Listen von Russland, Turkmenistan, Iran und Aserbaidschan, die ebenfalls an das Meer grenzen.
Die Kaspische Robbe ist das einzige Meeressäugetier im größten See der Erde und eine endemische Art. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es etwa 1 Million Kaspische Robben. Laut der NGO Caspian Seals Project ist die Art ein Schlüsselindikator für den Zustand des Kaspischen Meeres.
Emma Collet, Redakteurin für Novastan
Aus dem Französischen von Robin Roth