Steinmeier in Kasachstan: wirbt für grünen Wasserstoff

Eine Anlage zur Herstellung von grünem Wasserstoff ist eine der vielen Investitionen, die anlässlich des Besuchs von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Kasachstan vom 19. bis 21. Juni angekündigt wurden.

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Steinmeier und sein Gastgeber, der kasachische Präsident Qassym-Schomart Toqajew, lobten den Baubeginn der Anlage in der Region Mangghystau, die von dem deutsch-schwedischen Unternehmen Svevind Energy errichtet wird.

Kasachstan arbeitet seit mehr als zwei Jahren mit Svevind an Wind- und Solarparks in der Region Mangystau. Geplant ist die Produktion von zwei Millionen Tonnen grünem Wasserstoff durch die Nutzung des enormen Potenzials der Sonnen- und Windenergie in Kasachstan.

Zusammenarbeit beim Mittleren Korridor
Ein weiterer Höhepunkt war Steinmeiers Besuch in Aqtau, einer Hafenstadt am Kaspischen Meer. Sie spielt eine Schlüsselrolle im Rahmen des Mittleren Korridors, der China mit der EU verbindet und Russland umgeht. Während des Besuchs konzentrierten sich die Delegationen auf den Ausbau der Zusammenarbeit im Rahmen der transkaspischen internationalen Transportroute.

Toqajew hob die wachsende Rolle Kasachstans als wichtiges regionales Drehkreuz hervor, auf das 80 Prozent des Landverkehrs auf der Strecke zwischen China und Europa entfallen, wobei der Mittlere Korridor immer mehr an Bedeutung gewinnt.

„Ab 2022 hat sich der Güterverkehr entlang des kaspischen Korridors in die Länder der Europäischen Union verdoppelt. Um das wachsende Handelsvolumen zwischen Ost und West zu unterstützen, arbeiten wir daran, unsere Infrastruktur zu modernisieren und Engpässe zu beseitigen. Wir beabsichtigen, den Durchsatz der kasachischen Häfen auf bis zu 30 Millionen Tonnen zu erhöhen“, sagte der kasachische Präsident.

Toqajew ging auch auf die Zusammenarbeit zwischen der EU und Zentralasien ein, indem er betonte, wie wichtig die EU für Kasachstan als größter Handelspartner des Landes ist.

Er bekräftigte, dass Kasachstan weiterhin mit den europäischen Institutionen zusammenarbeiten werde, um die Zusammenarbeit im Rahmen des „Zentralasien-EU-Format“ zu verstärken. Vor kurzem fand in Kirgisistan ein Treffen auf höchster Ebene statt, bei dem die Länder mehrere Fragen zur gemeinsamen Partnerschaft und zur aktuellen geopolitischen Lage erörterten.

Der Handel Kasachstans mit Deutschland belief sich nach deutschen Statistiken im vergangenen Jahr auf über 10 Milliarden Dollar.

Steinmeier betonte die Notwendigkeit, die Lieferketten und Rohstoffquellen zu diversifizieren, und nannte dies eine der wichtigsten Prioritäten für deutsche Unternehmen.

Toqajew ergänzte, dass Kasachstan die deutsche Wirtschaft mit Energie und den notwendigen Rohstoffen versorgen könnte und nannte als gutes Beispiel die kasachische Öllieferung an eine Ölraffinerie ins brandenburgische Schwedt/Oder.

Aus dem Karatschaganak-Feld werden bis Ende 2023 monatlich 100.000 Tonnen geliefert, bei einer Gesamtmenge von mindestens 890.000 Tonnen für Deutschland. Die Bundesregierung bekundete ihr Interesse an einer Erhöhung des Volumens der Öllieferungen anderer kasachischer Ölgesellschaften.

Toqajew wies darüber hinaus auf die Bedeutung einer verstärkten Zusammenarbeit in den Bereichen Innovation, Digitalisierung und Humankapitalentwicklung hin. Er begrüßte die bevorstehende Eröffnung des Kasachisch-Deutschen Instituts für Ingenieurwissenschaften an der Kaspischen Staatlichen Universität in Aqtau und des Kasachisch-Deutschen Instituts für Wissenschaft und Technologie an der Ostkasachischen Technischen Universität. Seiner Meinung nach würden diese das Humankapital und die Wettbewerbsfähigkeit Kasachstans weiter stärken werden.

Die beiden Staatsoberhäupter sprachen auch über die Perspektiven der Zusammenarbeit in der Landwirtschaft, die Interaktion innerhalb der Sonderwirtschaftszonen und die Finanzinstitutionen.

In einer Rede, die auf der Website des kasachischen Präsidenten zitiert wird, lobte Steinmeier seinen Gastgeber für die jüngsten Reformen in seinem Land.

Deutschland verfolge mit „großem Respekt“ Toqajews Reformbemühungen, darunter die Bekämpfung der Korruption, die Abschaffung der Todesstrafe, die Einrichtung eines Verfassungsgerichts und die Stärkung des Parlaments, so Steinmeier.

Bemühungen zur Visaliberalisierung
Die beiden Präsidenten erklärten, dass sie angesichts der beträchtlichen deutschen Diaspora von 226.000 Menschen in Kasachstan und mehr als einer Million ehemaliger kasachischer Staatsbürger, die in Deutschland leben, die Kontakte zwischen den Menschen vertiefen wollen.

„Dies ist eine ‚goldene Brücke‘, die die Freundschaft zwischen unseren Völkern stärkt, und wir beabsichtigen, die Zusammenarbeit in diesem Bereich zu vertiefen“, sagte Toqajew.

Steinmeier pflichtete ihm bei und erklärte, dass die kasachisch-deutsche Zusammenarbeit dank der in Kasachstan lebenden Deutschen und der in seinem Land lebenden Deutschen aus Kasachstan nur noch stärker geworden sei.

„Sie machen den Austausch zwischen unseren Ländern lebendig“, so Steinmeier, der sich für eine engere Partnerschaft mit Kasachstan und Zentralasien ausspricht.

Steinmeier wies darauf hin, dass sich Deutschland im Rahmen der Bemühungen der Europäischen Union um Visaerleichterungen für kasachische Bürgerinnen und Bürger einsetzen wolle.

„Dies ist angesichts der aktuellen politischen und wirtschaftlichen Spannungen besonders wichtig“, sagte Toqajew. Er betonte, dass Kasachstan seit langem für eine friedliche Resolution von Konflikten eintrete.

„Wir hoffen sehr, dass es in der Ukraine so bald wie möglich zu einem Waffenstillstand kommt und wir dann weiter über die Schaffung eines dauerhaften Friedens in diesem Teil der Welt sprechen können“, sagte er.

[Bearbeitet von Alice Taylor/Kjeld Neubert]

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