Von Walter Kittel
Kasachstan ist für die bayerische Wirtschaft zur Zeit vor allem als Lieferant von Rohstoffen bedeutsam. Insbesondere im Energiebereich. Rund 99 Prozent der Importe entfielen zur Zeit auf Erdöl und Erdgas, so Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft.
Erdöl- und Erdgaslieferungen steigen
Der Wert dieser Importe lag zuletzt bei rund 2,7 Mrd. Euro. Dagegen hätten die Exporte deutscher Unternehmen nur einen Bruchteil betragen. Nicht mehr als 130,6 Mio. Euro. Im Gesamtvolumen liege Kasachstan damit auf Rang 25 der wichtigsten Handelspartner Bayerns.
Allerdings sind die Perspektiven des wirtschaftlichen Austauschs seit der Energiekrise sehr viel besser geworden. So habe sich das Handelsvolumen zwischen Januar und November 2022 im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt. Das sei „fantastisch“, so Michael Harms, Geschäftsführer des Ost-Ausschusses der deutschen Wirtschaft.
IHK München betont wachsende Bedeutung Zentralasiens
Die hohen Preissteigerungen im Energiebereich beschere Kasachstan zur Zeit höhere Einnahmen, die das Land vor allem in große Vorhaben in der Chemieindustrie und in der Windenergie investiere, so die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft. Das sei eine interessante Perspektive. Denn beide Branchen würden bayerischen Maschinen- und Anlagebaufirmen gute Chancen bieten.
Die IHK München sieht vor allem den Krieg Russlands gegen die Ukraine als Grund, weshalb Zentralasien jetzt stärker in den Fokus der Wirtschaft rückt. Viele Nachbarländer Russlands würden deshalb gerade eine Sonderkonjunktur erleben. Denn zahlreiche Firmen, die den russischen Markt verlassen haben, siedelten sich in Zentralasien an.
Die durch den Krieg unterbrochenen Gütertransportwege hätten sich aus Russland nach Zentralasien verlagert. Auch die IHK sieht Kasachstans Bedeutung für Bayern zur Zeit vor allem in seiner Rolle als Öl- und Gaslieferant. Und in Zukunft auch als möglichen Lieferanten von grünem Wasserstoff.
Grüner Wasserstoff: Mögliche Transportprobleme nach Deutschland
Denn Kasachstan hat hier sehr gute Perspektiven. Es ist eines der windreichsten Länder der Erde. Schon jetzt entstehen riesige Solar- und Windparks, auch mit Hilfe deutscher Unternehmen. Mit dem Solar- und Windstrom könnte in großen Mengen grüner Wasserstoff produziert werden.
Doch hier liegen zugleich auch die Probleme. Beim bayerisch-kasachischen Wirtschaftsgespräch in München ist das sehr deutlich geworden. So könnte Kasachstan voraussichtlich erst ab 2030 größere Mengen Wasserstoff liefern. Noch ist aber völlig unklar, auf welchen Wegen er nach Deutschland gelangen soll. Denn eine entsprechende Pipeline existiert nicht. Und der Transport in Containern und Waggons auf dem Land und Seeweg könnte zu unwirtschaftlich sein.